Adriana Feldhege im Gespräch mit Saleem Matthias Riek
In Teil 1 geht es um die Frage, was Eifersucht eigentlich so brisant macht, wer dafür verantwortlich ist und was es bedeutet, in die Qualität der Bindung zu investieren anstatt in einen Zaun. Wie balancieren wir die Bedürfnisse von Sicherheit und Abenteuer und wie lösen wir uns aus der Romantik-Falle?
In Herzensfeuer habe ich in einem wesentlichen Punkt komplett danebengelegen. Ich ging damals davon aus, Widersprüche erfreuten sich immer größerer Beliebtheit:
Der Begriff der Widersprüchlichkeit bekommt in den letzten Jahren einen wärmeren Klang. Ich begegne immer mehr Menschen, die von der Paradoxie des Lebens begeistert sind. Heilslehren jedweder Art, die vorgeben, das allein selig machende Rezept zum Erfolg, zum Glück oder zur Erleuchtung gefunden zu haben, verlieren an Glanz und an Anziehungskraft. …
Ich glaube, dass dieser Quantensprung in der Luft liegt. Ich kann seine Vibration fast körperlich spüren. Belege dafür finde ich sogar in Tageszeitungen und Zeitschriften, die jeder Esoterik unverdächtig sind. Wir befinden uns an der Schwelle, manches nicht mehr so eng zu sehen, nicht aus Gleichgültigkeit, sondern aus Leidenschaft für das, was uns wesentlich ist.
Wie konnte ich bloß dermaßen daneben liegen? Ich wollte es
wohl gerne glauben. Leider ist weitgehend das Gegenteil eingetreten: Der öffentliche Diskurs ist seither deutlich aggressiver
geworden, in vielen Ländern sind Politiker an der Macht, für
die es nur Schwarz/Weiß gibt, die berühmt-berüchtigte Devise
„Wer nicht für uns ist, ist gegen uns“, findet wieder mehr Zuspruch und dogmatisches bis totalitäres Denken breitet sich aus.